Aufwärtstrend für die deutsche Küchenindustrie in Großbritannien

Mannheim, 26.05.2021. Auf ihrem wichtigen Exportmarkt Großbritannien geht es für die deutsche Küchenbranche nach längerer Durststrecke wieder aufwärts. Im ersten Quartal 2021 kletterten die Ausfuhren der hiesigen Küchenmöbelhersteller auf den britischen Markt laut Statistischem Bundesamt kräftig um 18 Prozent auf 31,5 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr war der Absatz aufgrund des Corona-Lockdowns und der Brexit-Unsicherheiten massiv eingebrochen (minus 16,4 Prozent). Die Entwicklung im Auftaktquartal kommentiert Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK), als „sehr erfreulich“. „Unsere Branche hat sich gut auf die Anforderungen im Zuge des Brexits eingestellt und sendet positive Signale“, sagt er mit Blick auf Erfahrungen von Mitgliedern der AMK-Arbeitsgruppe Internationalisierung.

So heißt es vom Hausgerätespezialisten Miele & Cie. KG aus Gütersloh: „Dank des gerade noch rechtzeitig vereinbaren Brexit-Abkommens läuft das für Miele sehr wichtige Geschäft in Großbritannien praktisch ohne Einschränkungen weiter. Auch die Einfuhr als solche hat sich, obwohl kleine Details zolltechnischer Art noch geklärt werden müssen, weitgehend normalisiert. Aktuell zeigt die Umsatzkurve für Großbritannien, nach den coronabedingten Einschränkungen des letzten Jahres, wieder deutlich nach oben.“

Von weitgehend reibungslosen Abläufen bei der Zollabwicklung berichtet auch Christian Käsemann, der beim Küchenmöbelhersteller Ballerina-Küchen Heinz-Erwin Ellersiek GmbH den Export für den britischen Markt betreut. Zwar seien seit Jahresbeginn – seitdem Großbritannien kein Mitglied des EU-Binnenmarkts und der EU-Zollunion mehr ist – der bürokratische Aufwand für die Einfuhren nach Großbritannien und die damit verbundenen Kosten gestiegen. „Es gelingt es uns jedoch, den gewohnten Service sicherzustellen und Verspätungen zu vermeiden“, stellt Käsemann fest. Ein von Ballerina beauftragter Speditionsdienstleister meldet die Lieferungen beim britischen Zoll an. Ein Zollagent kümmert sich um die gesamte Abwicklung und die Bezahlung der Anmeldegebühren. Zölle werden auf die Küchenmöbel nicht fällig. Im Rahmen des Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich sind die Produkte zollbefreit. Im ersten Quartal habe sich das Geschäft mit den britischen Kunden stabilisiert, mit den Lockerungen für den Möbelhandel im April sei dann eine spürbare Erholung eingetreten, berichtet Käsemann. „Die Nachfrage aus Großbritannien zieht derzeit spürbar an.“ Das Zuhause habe in der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen, der Nachholbedarf der britischen Verbraucher hinsichtlich ihrer Einrichtung sei groß.

Auch vom österreichischen AMK-Mitgliedsunternehmen Julius Blum GmbH kommen positive Stimmen zum Großbritannien-Geschäft. „Wir befinden uns dort momentan auf Wachstumskurs“, sagt der zuständige Verkaufsmanager Martin Schaefer. „Die Erholung verläuft schneller als erwartet.“ Die Lieferungen auf den britischen Markt hätten sich inzwischen gut eingespielt, nachdem es zu Jahresbeginn zunächst vereinzelt Verzögerungen bei der Zollabfertigung gegeben habe. Allerdings sei wegen der bürokratischen Hürden ein deutlich höherer Arbeitseinsatz erforderlich. „Bei den Vorbereitungen auf die herausfordernde Brexit-Situation hat uns der große Erfahrungsschatz beim Export in zahlreiche Länder stark geholfen“, sagt Schaefer. (AMK)