AMK-Wirtschaftspressekonferenz

Köln, 20. April 2015, Koelnmesse

Dr. Oliver Streit
Vorstandssprecher der
Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK),
Mannheim
(es gilt das gesprochene Wort)

Küche 2014
10 Milliarden Euro Umsatz bestätigt:
Die deutsche Küchenindustrie wächst auch in 2014

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, heute in meiner Funktion als Sprecher des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK), zu Ihnen sprechen zu dürfen. Die AMK als Verband der gesamten Küchenbranche, der getragen wird von mehr als 135 namhaften Unternehmen aus den Bereichen Küchenindustrie und Küchenhandel, tritt heute schon zum sechsten Mal zur jährlichen AMK-Wirtschaftspressekonferenz zusammen, um Sie mit den neuesten Nachrichten über gute Produkte, spannende Innovationen, die Wohn- und Lebensgewohnheiten der Menschen und eben auch über Umsätze, Exporte sowie über Arbeitsplätze zu versorgen. Auch wenn wir uns im Folgenden auf Zahlen und Fakten konzentrieren wollen, beginne ich mit einem kurzen Rückblick:

Als Geburtsstunde der modernen Einbauküche gilt das Jahr 1926, als die Architektin Frau Margarete Schütte-Lihotzky für die Ausstellung Neues Frankfurt die „Frankfurter Küche“ entwarf. Diese Küche folgte insbesondere drei Kriterien:

– den Anforderungen der Ergonomie (optimierte Arbeitsabläufe, kurze Wege etc., die den Erkenntnissen des Taylorismus folgen, die auch in der Küche eingesetzt wurden – z.B. Christine Frederick: Rationelle Haushaltsführung von 1921),
– dem Stauraum bzw. der optimierten Flächennutzung (alle wesentlichen Funktionen werden auf 6,5 qm Fläche eingesetzt), und
– der Ökonomie (niedrige Herstellkosten durch Massenfertigung, Zugang für die breite Bevölkerung).

Alle diese Aspekte spielen natürlich auch heute, in modernen Küchen, durchaus eine Rolle. Aber es geht um mehr: Kochen und Genießen haben einen hohen Stellenwert im Leben vieler Menschen eingenommen. Nicht zuletzt die zahlreichen Kochsendungen im Fernsehen sind eine Quelle der Inspiration. Kochen ist ein gesellschaftliches, zum Teil auch ein öffentliches Ereignis geworden. Im privaten Haushalt verschwinden die Grenzen zwischen den Bereichen, Kochen, Essen und Wohnen, womit der Küche eine neue, eine erweiterte Bedeutung zukommt. Sie entwickelt sich immer mehr zu einem Raum, in dem sich das Leben abspielt, im Single-Haushalt ebenso, wie im Haus und der Wohnung einer Familie. Das Ergebnis sind wachsende Anforderungen an unsere Produkte, nicht nur auf den Gebieten Funktionalität, Komfort und Energieeffizienz, sondern auch hinsichtlich Ästhetik und Repräsentativität.

Diesen Herausforderungen an das Produkt ist die Industrie in den letzten Jahren erfolgreich begegnet und das bestätigen auch die Zahlen für das Jahr 2014. Unter der Koordination und Moderation der AMK wurden erneut die Inlands- und Exportumsätze sowie Mitarbeiterzahlen der Hersteller von Küchenmöbeln, Einbaugeräten, Spülen und Zubehör erhoben. Die Erhebung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie (VdDK), und den Hausgeräte-Fachverbänden im Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI), von Januar bis April 2015. Als Projektpartner eingebunden war auch in diesem Jahr die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Nun zu den Ergebnissen:

Die deutsche Küchenindustrie, bestehend aus den Herstellern von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten, Spülen und Zubehör, setzte im Jahr 2014 10,31 Milliarden Euro um. Hierbei entfielen 6,14 Milliarden Euro auf den Inlandsumsatz, 4,17 Milliarden Euro entfielen auf Exporte. Der Exportanteil am Gesamtumsatz betrug damit gut 40%.

Unverändert sind gut 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der deutschen Küchenindustrie beschäftigt. Im Vergleich zum Jahr 2013 hat sich der Umsatz der herstellenden Unternehmen in der Küchenbranche damit um 2,7% erhöht. Der Gesamtumsatz belief sich im Vergleichsjahr 2013 auf knapp 10,04 Milliarden Euro, von denen rund 6,03 Milliarden Euro auf das Inland und 4,01 Milliarden Euro auf das Exportgeschäft entfallen waren.
Wachsende Nachfrage nach Höherwertigem

Auch im wirtschaftlich unbeständigen 2014 erleben wir wieder den Trend zu höherwertigen und höherpreisigen Küchen – speziell im Fachhandel, bei Einrichtungshäusern, Küchenstudios und Küchenfachmärkten. Hilfreich war hier mit Sicherheit das tiefe Zinsniveau, das die Sparquote auf ein historisches Minimum drückt. Sie ist auch ein Beleg dafür, dass die Branche aus der Perspektive der Verbraucher die richtigen Themen anspricht. Markus Wittmann von der GfK wird hier später noch einmal gesondert darauf eingehen und aufzeigen, wie die im vergangenen Jahr verkauften Küchen im Vergleich zum Vorjahr ausgestattet waren.

Doch neben dem Inland entwickelte sich auch der Export erfreulich. Der entfallende Teil der Umsätze der Küchenindus-trie erhöhte sich im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um 3,8%. Das Inland legte dagegen um 1,9% zu.

Im Inland ist die Wirtschaftskrise Ende des letzten Jahrzehnts (zumindest in der Küche) ausgeblieben, daher unterstreichen die 1,9% Wachstum die kontinuierliche Entwicklung auf hohem Niveau. Die Exportmärkte ziehen in 2014 wieder an, dies zeigt sich zum Beispiel durch die Konsolidierung wichtiger europäischer Auslandsmärkte. Die Benelux-Staaten Belgien, Niederlande und Luxemburg, waren in der Wirtschaftskrise eingebrochen und hatten teilweise 50% des damaligen Marktumsatzes verloren, im letzten Jahr haben sich diese drei wichtigen Märkte aber positiv entwickelt. Frankreich dagegen, als der wichtigste Exportmarkt der Branche, hat sich nicht so positiv entwickelt wie erhofft.

Erfreulich zeigte sich der Küchenabsatz in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien, hier erwarten wir weitere Steigerungen in der Zukunft. Allerdings sanken die Umsätze in den beiden fernen Wachstumsmärkten China und Indien, obwohl in diesen Märkten die Produkte „Made in Germany“ und Küchen nach deutschem Vorbild nach wie vor äußerst begehrt sind. Zudem wachsen die Märkte weiterhin rapide. Es zeigt sich, dass die Umsätze im Projektgeschäft immer umkämpfter werden. Langfristig werden die deutschen Unternehmen an den rasanten Entwicklungen dieser Märkte nur partizipieren können, wenn man Lösungen für das Retailgeschäft finden wird.

Die politischen Umstände in Russland zeigen deutlich, dass es im aktuellen politischen Umfeld sehr schwer fällt, klare Prognosen abzugeben. Auch die Fragezeichen in Griechenland und der damit einhergehende schwache Euro sorgen dafür, dass man nur schwer kalkulieren kann. Die sehr gute Entwicklung in den USA und Großbritannien könnte auch genau an dieser für den Export sehr positiven Euro-Entwicklung liegen.

Dennoch sind wir davon überzeugt, dass aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland das Wachstumspotential der deutschen Küchenindustrie großteilig in den internationalen Märkten liegt. Dennoch müssen auch die verbliebenen Potentiale in Deutschland gehoben werden.

Trotz zahlreicher Unwägbarkeiten haben wir also viele Gründe, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Herr Mangels wird jetzt noch dezidiert auf den Ausblick und die Lösungsansätze aus Verbandssicht eingehen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (AMK)