Großbritannien – Ein Markt mit Potenzial vor der Haustür

Veröffentlicht am: 02.10.2014

Wirtschaft, Zahlen

Mannheim, 02.10.2014. Mehr als 50 Teilnehmer aus der gesamten Küchenbranche informierten sich im Rahmen des AMK-Länderinformationstages Großbritannien am 25. September 2014 in Köln über die Chancen einer der wohl interessantesten Märkte in der Europäischen Union: Großbritannien. War die Region in den letzten Wochen vor allem durch das Referendum zur Unabhängigkeit Schottlands in den Medien, ging es in Köln vor allem darum, das Potenzial für Unternehmen aus Zentraleuropa zu erörtern und die richtige Strategie und Ansprache der Briten darzustellen. Das einhellige Resümee aller Referenten: Mit der richtigen Vertriebsstrategie und unter Berücksichtigung der hohen Online-Affinität der Briten, hat man durch das gute Image deutscher Produkte große Chancen.

Der siebte AMK-Länderinformationstag, der nach den Ländern China, Indien, Russland, Türkei, Brasilien und Südostasien, mit Großbritannien erstmalig eine Region inmitten Europas zum Thema hatte, wurde erneut in partnerschaftlicher Begleitung der LivingKitchen im Messehochhaus in Köln durchgeführt. Der neue Geschäftsbereichsleiter der Koelnmesse, Arne Petersen, der seit 1. August 2014 für die LivingKitchen und die interzum verantwortlich ist, begrüßte zusammen mit Projektmanager Eike Fuchs die Vertreter der Küchenmöbel-, Hausgeräte- und Zubehörindustrie sowie des Küchenhandels.

Danach sorgte Edda Gaude, verantwortlich für das Vereinigte Königreich bei der in Bonn ansässigen Germany Trade & Invest, für einen ersten Überblick über Land, Leute und Struktur. Sie erläuterte, dass sich die britische Wirtschaft nach einigen schwierigen Jahren aktuell erholt und die Nachfrage und die positive Stimmung zu einer Belebung der Märkte führen. Zudem erläuterte Frau Gaude, dass sich das Projektgeschäft für Immobilien und Küchen im Londoner Raum stark entwickelt und sich daher gerade für hochwertige Küchen aus Deutschland ein interessantes Geschäftsfeld auftun könne. Die Ausführungen von Edda Gaude ergänzte Daniel Fearnley von der GfK UK, der als Marktforschungsexperte für den britischen Markt nicht nur die Preissteigerungen im Immobilien-Markt ansprach, sondern auch die positiven Preisentwicklungen insbesondere von Küchen(-groß-)geräten. Auffällig ist hierbei, dass auch die Einbaugeräte im englischen Markt immer häufiger über das Internet verkauft werden. Allerdings zu einem höheren Preis als im Offline-Handel. Fearnley betonte, dass Briten in erster Linie auf Service setzen und daher das Internet den Groß- oder Baumärkten vorziehen. Führende Internethändler liefern im Vereinigten Königreich in der Regel immer inklusive Altgeräteentsorgung und Einbau bzw. Montage.

Wie auch bei den vorangegangenen AMK-Länderinformationstagen bildeten Praxisberichte aus der Küchenindustrie das Herzstück des Großbritannien-Tages. Johannes Jagg, Großbritannien-Verantwortlicher des Beschlägespezialisten Julius Blum GmbH, präsentierte tiefe Einblicke in die britische Küchenwelt und verdeutlichte, dass in dieser Region sehr viele Menschen auf engem Raum leben. Daher sei es wenig verwunderlich, dass die durchschnittliche Neubaugröße von Wohnungen bei 76 qm liegt und damit nur halb so groß wie in anderen Ländern Europas ist. Dies stellt natürlich auch die Hersteller von Küchenmöbeln vor besondere Herausforderungen. Insbesondere komfortstiftende Beschläge und Auszüge spielen auch im mittleren Preissegment eine Rolle, da auf wenig Raum viele Produkte untergebracht werden müssen. Dennoch gäbe es auch hier ein großes Potenzial an Verbesserungen, wie Jagg in einem Film über die britischen Stauraumgewohnheiten präsentierte.

Simon Jones, verantwortlich für die Marken der BSH Home Appliance Ltd. (Siemens, Bosch, Neff und Gaggenau) im britischen Markt, präsentierte, wie wichtig der Markenkern innerhalb der Marketingkonzeption für Großbritannien ist. Er betonte noch einmal, dass die Bevölkerung eine sehr große Affinität zum Internet hätte und eine durchgehende Kommunikations-Strategie (online und offline) für den britischen Markt unerlässlich ist. Für Konsumenten ist es nicht einfach, sich zwischen den verschiedenen Vertriebswegen zu informieren, daher würde der Brite umfassende Informationen über das Internet einholen und dort auch kaufen. Soziale Medien und Netzwerke nehmen hier immer mehr eine Schlüsselrolle ein.

Ebenfalls auf die verschiedenen Vertriebswege ging Tim Leedham aus dem Hause Hettich ein. Leedham betonte nicht nur, dass 90 Prozent der rund 1,1 Millionen jährlich verkauften Küchen auch in Großbritannien produziert würden, sondern er gab auch einen umfassenden Einblick über die Vertriebswege, die sich doch sehr deutlich vom deutschen Markt unterscheiden. So sind die drei umsatzstärksten Vertriebswege Baugroßmärkte, unabhängige Küchenspezialisten und Do-It-Yourself-Baumärkte. Leedham schloss seine Ausführungen mit dem Satz: „Wir lieben deutsche Küchen, wenn wir sie uns leisten können.“

Einen interessanten Einblick in das ausgeprägte Serviceinteresse der britischen Endkunden konnte Matthias Grieshaber, Geschäftsführer der Heinrich König & Co. KG, geben, die über ihren Partner Konig UK zwei der führenden Küchenmöbel-Hersteller in Sachen Reklamationsbehebung betreuen. Er führte aus, dass schon die Montageteams im Vereinigten Königreich so geschult werden, dass Reklamationen direkt an Ort und Stelle behoben werden können. Hier hätten die englischen Endkunden ein höheres Interesse an herausragendem Service als deutsche Kunden.

Abschließend gab Simon Darbyshire beim Spezialisten für Arbeitsplatten, Pfleiderer Industrie Limited, einen Überblick über die Entwicklung der Arbeitsplatten im Vereinigten Königreich. Insbesondere die Materialien, aber auch die Farbgestaltung stellte er in den Mittelpunkt. So wurde zum Beispiel deutlich, dass Laminat mit 54 % und Stein mit 23 % den größten Anteil am Gesamtwert bei verkauften Arbeitsplatten haben. Von den Stückzahlen her nimmt das Laminat im Vereinigten Königreich mit 83 % eine alles überragende Position ein.

Den Abschluss des AMK-Länderinformationstages Großbritannien bildete eine angeregte Podiumsdiskussion.

AMK-Geschäftsführer Kirk Mangels wird in den nächsten Monaten die mehr als 130 Mitgliedsunternehmen der AMK nach neuen interessanten Ziel- und Zukunftsmärkten befragen. Für den nächsten Länderinformationstag, der im Frühjahr 2015 stattfinden soll, geht die Reise in den Mittleren Osten mit dem Schwerpunkt Orient. Nach dem großen Erfolg des Länderinformationstages Großbritannien wird es in Zukunft weiter regelmäßig Informationstage zu anderen Märkten aus Europa geben. (AMK)

Kirk Mangels, Geschäftsführer der AMK, begrüßte die Teilnehmer des AMK-Länderinformationstages Großbritannien, der von der LivingKitchen unterstützt wurde. (Foto: AMK)

Der AMK-Geschäftsführer Kirk Mangels, begrüßt die Vertreter der Koelnmesse, Herrn Arne Petersen und Herrn Eike Fuchs. (Foto: AMK)

Grußworte von Arne Petersen, Geschäftsbereichsleiter der Koelnmesse, an die Teilnehmer des AMK-Länderinformationstages. (Foto: AMK

Referentin beim AMK-Länderinformationstag Großbritannien am 25. September 2014 in Köln: Edda Gaude, Germany Trade and Invest (Foto: AMK)

Redner beim AMK-Länderinformationstag Großbritannien am 25. September 2014 in Köln: Daniel Fearnley, Head of Home and Lifestyle UK & Ireland, GfK UK (Foto: AMK)

Johannes Jagg, verantwortlich für den Bereich Großbritannien bei der Julius Blum GmbH (Foto: AMK)

Referent Simon Jones, Director Kitchen Division bei BSH Home Appliances Limited (Foto: AMK)

Redner Tim Leedham, Managing Director von Hettich UK (Foto: AMK)

Referent Matthias Grieshaber, Geschäftsführer Vertrieb und Mitinhaber der Heinrich König & Co. KG (Foto: AMK)

Referent Simon Darbyshire, Managing Director von Pfleiderer Industrie Limited. (Foto: AMK)

Abschluss des AMK-Länderinformationstages Großbritannien am 25. September 2014 in Köln: Fragerunde und Podiumsdiskussion mit allen Referenten. (Foto: AMK)

Teilnehmer des AMK-Länderinformationstages Großbritannien am 25. September 2014 in Köln. (Foto: AMK)